Der andere Blick

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Der Perspektivwechsel-Podcast

Handwerkszeug für ein gutes Leben - Was ist das und woher bekommen wir es? (Staffel 3: Gutes Leben)

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Zwischen dem Thema der Benediktsregel und dem Büchlein von Schulz von Thun gibt es eine thematische Verbindung: das gute / das erfüllte Leben. Bei Benedikt heißt es: Wer ist der Mensch, der das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht? Mit diesen dynamischen Worten möchte Benedikt Werbung für sein Konzept vom Klosterleben machen.

So können wir eine gewisse Zeit lang beim Prolog der Benediktsregel verweilen und uns einmal anschauen, wie dort der Suchende angesprochen wird und inwieweit es dabei um „Selbstverwirklichung /-aktualisierung" geht. In der Regel gibt es manche Hinweise, die unserem heutigen Verständnis von Selbstverwirklichung entgegenstehen: den Eigenwillen aufgeben, einem Mönch seine Aufgabe wegnehmen, wenn er stolz darauf wird usw. Dann die Polarität zwischen Furcht und Liebe: zuerst befolgt man die Klosterregeln aus Angst vor Strafe, später dann aus Liebe zur Tugend. Es gibt also einen Lernprozess, eine Entwicklung, die nicht nur äußere Fähigkeiten betrifft, sondern vor allem ein innere Entwicklung zu größerer Freiheit. Dazu gibt Benedikt den Mönchen 74 Werkzeuge des guten Lebens an die Hand, Kapitel 4 der Regel. Dies sind teils allgemeine Lebensregeln, teils Reflexe der 10 Gebote, teils spezifisch klösterliche Aspekte. Wir schauen uns diese in ihrer Gesamtheit an und bringen sie in Zusammenhang mit dem Konzept ‚Mönch‘, das anhand der Synonyme ‚Schüler‘ und ‚Arbeiter‘ deutlich wird. Was bedeutet in diesem Zusammenhang ‚Askese‘? Es geht um das Üben, in dem das Gute zur Gewohnheit wird.

Schließlich sagt Benedikt am Ende der Regel, dass diese nur ein Anfängerbuch sei, und man darüber hinauswachsen solle, um auf den „Gipfel der Lehre und der Tugend zu gelangen". Dies mutet schon als ein fast unerreichbares, überpersönliches, abstraktes, idealisiertes Ziel an. Wie können wir heute damit umgehen im Zusammenhang mit Selbstfindung und -aktualisierung, wie sie z.B. das Modell von Schulz von Thun vorstellt? Oder das in der Maslowschen Pyramide enthalten ist oder in anderen, ähnlichen Modellen? Inwieweit können wir aus dem Kontrast mit der Benediktsregel und heutigen Konzepten - verbunden durch das Motiv des Suchenden - zu einer Unterscheidung - discretio - gelangen, die aufzeigt, wo die Trennlinie zwischen innerem Wachstum und Selbstoptimierung liegt? So schließt sich der Kreis hin zum Motiv des guten Lebens, oder des erfüllten Lebens. Sind das wiederum Synonyme, oder gibt es auch hier einen feinen Unterschied?

Vorschau: In der nächsten Folge steigen wir ein mit dem Wunsch, auszusteigen: Sich dem Treiben der Welt entziehen. Steht das am Anfang eines guten Klosterlebens? Und kann das für uns ein Rezept sein, um zufriedener und echter zu werden?


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Über diesen Podcast

Ein Perspektivwechsel-Podcast, der Wissen und Anregungen aus dem Kloster in die Welt trägt und der Fragen und Aufgaben aus der Welt ins Kloster bringt.

Ein Podcast im Auftrag des KLOSTERLAND e.V.

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